Erfahrungen und Anekdoten 1 Leben in Ungarn als Deutscher
Warum der ungarische Nachbar dachte, ich bin ein Millionär
Als ich nach Ungarn zog, hatte ich diese romantische Vorstellung von einem günstigen Leben in der Puszta, wo das Bier nur einen Euro kostet und Immobilienpreise noch aus einem Märchen stammen. Die Realität? Nun ja, Ungarn ist wunderschön – aber günstig ist anders.
Mein ungarischer Nachbar, László, war ein freundlicher älterer Herr mit Schnauzbart und unerschütterlichem Vertrauen in die ungarische Wirtschaft. Schon am ersten Tag kam er vorbei, um mich willkommen zu heißen – natürlich mit einer Flasche házi pálinka (selbstgebrannter Schnaps) im Gepäck.
Nach ein paar Gläsern – mein Ungarisch war zu dem Zeitpunkt noch genauso schlecht wie meine Trinkfestigkeit – begann er, mir Fragen zu stellen. Woher ich komme, was ich arbeite, ob ich Kinder habe… und dann die alles entscheidende Frage:
„Wie viel hat dein Haus gekostet?“
Ich nannte den Preis – ein solides Häuschen am Stadtrand, renovierungsbedürftig, aber charmant. Lászlós Augen wurden groß.
„Te jó ég! (Mein Gott!)“ rief er und nahm einen tiefen Schluck Pálinka. „Du musst ein richtiger német milliomos sein!“ – Ein deutscher Millionär.
Ich lachte erst, aber dann wurde mir klar: Er meinte das ernst.
Für László klang die Summe absurd hoch. Vor 15 Jahren hätte man in dieser Gegend noch ein ganzes Dorf für das Geld kaufen können. Ich versuchte zu erklären, dass Immobilien in Deutschland um ein Vielfaches teurer sind und dass Ungarn längst nicht mehr das Schnäppchen-Paradies von früher ist. Aber für ihn war klar:
Ein Deutscher, der sich ein Haus in Ungarn leisten kann, muss steinreich sein.
Die nächsten Wochen wurde ich in der Nachbarschaft fast ehrfürchtig behandelt. Die Marktfrau schenkte mir extra Paprika, der Metzger riet mir zu den „besseren“ Fleischstücken, und als ich beim Dorfmechaniker meine klapprige alte Karre reparieren ließ, fragte er mich ernsthaft, ob ich nicht lieber einen neuen Wagen importieren wollte.
Es dauerte Monate, bis sich das Gerücht legte. Und vielleicht half es ein bisschen, dass mich László irgendwann dabei erwischte, wie ich am Wochenende mein eigenes Dach flickte – Millionäre machen sowas wohl eher nicht selbst.
Fazit & Moral der Geschichte
Viele Ungarn haben noch das Bild von früher im Kopf, als man mit deutschem Gehalt hier wie ein König leben konnte. Heute sind die Preise – gerade in Budapest und den beliebten Gegenden – ordentlich gestiegen. Aber eins hat sich nicht geändert: Die Herzlichkeit der Menschen und ihre wunderbare Fähigkeit, einen mit Pálinka und Anekdoten willkommen zu heißen.
Und falls du nach Ungarn ziehst – sei nicht überrascht, wenn dein Nachbar denkt, du wärst Millionär. Vielleicht hast du einfach nur in der falschen Währung gerechnet.
Gastartikel bzw. Pressemitteilung Ende. Alle Angaben trotz sorgfältiger Recherche ohne Gewähr. Text enthält Werbung.[Einwandererhilfe]
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